Bernsteinköpfchen "Traut"
Hermann Brachert, 1941

Historisches
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Historische Kalenderblätter

Hermann Goetz - 180. Geburtstag

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07.12.1840 Königsberg/Pr. – 03.12.1876 bei Zürich


Hermann Gustav Goetz, der Sohn einer angesehenen Königsberger Kaufmannsfamilie, wurde am 07. Dezember 1840 in Königsberg geboren.

Er wuchs in einem musikalisch geprägten Umfeld auf und erhielt Klavier- und Kompositionsunterricht von dem bekannten Königsberger Musiker Louis Köhler.

Er studierte zunächst an der Albertus-Universität Königsberg Mathematik und Physik, ging dann aber nach Berlin und begann das Studium der Musik am Sternschen Konservatorium. Dieses Institut war eine der bedeutendsten Ausbildungsstätten für den musikalischen Nachwuchs in Berlin und hatte sowohl namhafte Lehrer als auch Schüler vorzuweisen. Dort unterrichteten ihn Hugo Ulrich im Fach Komposition, Hans von Bülow im Klavierspiel und Julius Stern, der Leiter des Konservatoriums, im Dirigieren.

Seine erste Anstellung fand er 1863 als Organist an der Stadtpfarrkirche in Winterthur und war darüber hinaus als Chorleiter, Pädagoge und Komponist tätig.

Er lernte Johannes Brahms kennen, mit dem ihn eine enge Freundschaft verband. Goetz litt seit seinem 14. Lebensjahr an Tuberkulose, die ihn zum Aufenthalt in der Schweiz aufgrund des milderen Klimas zwang. Auf seinen Reisen durch Europa kehrte er regelmäßig in seine Heimatstadt Königsberg zurück, mit der er Zeit seines Lebens verbunden blieb.

1869 heiratete er in Winterthur Laura Wirth. Aus der Ehe ging die Tochter Margarete Goetz hervor, die als Zeichnerin, Malerin und Illustratorin bekannt wurde.

Ende des 1860er Jahre dehnte Goetz seine Tätigkeit auch auf Zürich aus, musste dann aber wegen seiner schwachen Gesundheit seine Arbeit stark einschränken.

1870 zog er nach Zürich, wo er sich, trotz zunehmenden Kräfteverfalls, mit bewundernswerter Energie seinem kompositorischen Schaffen widmete. Die komische Oper „Der Widerspenstigen Zähmung“, deren Uraufführung 1874 in Mannheim stattfand, wurde zu einem großen Erfolg. Seine zweite Oper „Francesca von Rimini“ konnte er aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr vollenden. Er verstarb wenige Tage vor seinem 36. Geburtstag in Hottingen bei Zürich an Tuberkulose und damit an der gleichen Krankheit wie die beiden anderen großen Königsberger Musiker seiner Zeit, Otto Nicolai (siehe Kalenderblatt Juni 2015) und Adolf Jensen (siehe Kalenderblatt Januar 2019).

Seine Grabstätte befindet sich auf dem Züricher Friedhof Rehalp. In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts schenkte seine Tochter Margarete der Züricher Zentralbibliothek den Nachlass ihres Vaters. Die unvollendete Oper wurde von Ernst Frank, Goetz´ Kollege und Freund, nach Skizzen fertiggestellt und 1877 in Mannheim uraufgeführt.

Im Gegensatz zu den Spätromantikern hielt sich Goetz als Komponist an die Gepflogenheiten der Wiener Klassiker und schrieb Werke in allen musikalischen Gattungen: in der Vokalmusik Lieder, Chor, Kantaten und Opern; in der Instrumentalmusik Konzerte, Symphonien und eine Ouvertüre, Kammermusikkompositionen für verschiedene Besetzungen und eine große Anzahl von Klaviermusik.

Außerdem war er in Zürich als Musikkritiker tätig und schrieb Kinderlieder in Schweizer Mundart. Bis heute schätzen ihn die Schweizer und zählen ihn zu den namhaften Komponisten ihres Landes. Mit den großen Komponisten im deutschen Sprachraum pflegte er persönliche Beziehungen oder stand mit ihnen in regem Briefwechsel. Heute gehört er zu den bedeutenden Persönlichkeiten der Musik der deutschen Romantik.


Werke (Auswahl)
Vokalmusik
•    Der Widerspenstigen Zähmung, Komische Oper in vier Akten (1868–1873), Libretto von J.V. Widmann nach Shakespeare, Uraufführung am 11.10.1874 in Mannheim
•    Francesca da Rimini, Oper in drei Akten (1875/76, vervollständigt von Ernst Frank), Libretto von Goetz und J. V. Widmann, Uraufführung am 30.09.1877 in Mannheim
•    Der 137ste Psalm, für Sopran, Chor und Orchester op. 14 (1864)
•    Es liegt so abendstill der See, für Tenor Männerchor und Orchester op. 11 (1868)
Orchesterwerke
•    Symphonie e-moll (1866)
•    Symphonie F-Dur op. 9 (1873)
•    Frühlingsouvertüre op. 15 (1864)
•    Klavierkonzert Nr. 1 Es-Dur (1861)
•    Klavierkonzert Nr. 2 B-Dur op. 18 (1867)
•    Violinkonzert G-Dur op. 22 (1868)
Kammermusik
•    Klaviertrio g-moll op. 1 (1863), v. Bülow gewidmet – 13. Dezember 1865 in Winterthur
•    Drei leichte Stücke für Violine und Klavier op. 2 (1863)
•    Streichquartett B-Dur (1865/66), C. Reinecke gewidmet – 5. Januar 1886 in Zürich
•    Klavierquartett E-Dur op. 6 (1867), J. Brahms gewidmet – 1869 in Zürich
•    Klavierquintett c-moll op. 16 (1874) – 23. Januar 1876 in Zürich
Klaviermusik
•    2 Sonatinen (F-Dur, Es-Dur) op. 8 (1871)
•    Lose Blätter op. 7 (1864–1869)
•    Genrebilder op. 13 (1870–1876)