Friedrich Albrecht Graf zu Eulenburg – 210. Geburtstag

Juni 2025
Preußischer Staatsmann * 29. Juni 1815 in Königsberg (Preußen) † 02. April 1881 in Berlin
Friedrich Albrecht Graf zu Eulenburg wurde als Sohn des Rittmeisters a. D. und Herren auf Perkuiken (Kreis Wehlau), des Grafen Friedrich Leopold zu Eulenburg und dessen Frau Amalie geb. von Kleist in Königsberg geboren. Das Adelsgeschlecht der Eulenburgs stammte ursprünglich aus Eilenburg an der Mulde, nördlich von Leipzig, und ging aus den Wettinern (Ulrich von Wettin) hervor. Ihre Geschichte reicht bis ins 12. Jahrhundert zurück, wobei die Familie im 14. Jahrhundert etliche Rittergüter und Städte in der Lausitz, Sachsen und Böhmen besaß. Friedrich zu Eulenburg verbrachte seine frühen Jahre auf dem elterlichen Gut Perkuiken sowie später auf dem sog. Eulenburg-Haus in Königsberg, nachdem Perkuiken infolge der schwierigen wirtschaftlichen Lage im Nachgang der Napoleonischen Kriege verkauft worden war. Das Haus existiert nach wie vor, während das Gut Perkuiken 1945 zerstört wurde. In Königsberg besuchte Eulenburg von 1824 - 1832 das Collegium Fridericianum, das er als bester Schüler seines Jahrganges abschloss. Sein Nachhilfelehrer und späterer Freund, der Friedrich über zwei Jahre begleitete, war der spätere Reichsgerichtspräsident Eduard von Simson, der zu Eulenburg als den „begabtesten Menschen“ bezeichnete, der ihm jemals begegnet sei. Die Eltern starben schon recht bald: Die Mutter 1830 und der Vater 1845. Deshalb hielt sich Friedrich an seinen Bruder Philipp und stand zu diesem in inniger Beziehung, die ein ganzes Leben andauern sollte. Von 1832 - 1835 studierte Friedrich zu Eulenburg Rechts- und Staatswissenschaften in Königsberg und Berlin. Es folgten danach zuerst die Tätigkeit als Auskultator (unbezahlte erste gerichtliche Ausbildungstufe) in Königsberg, Frankfurt/Oder und Referendar in Koblenz, Münster und Köln, anschließend als Regierungsbeamter in Oppeln. 1844 erfolgte der Eintritt ins Innenministerium, 1845 wurde Friedrich zu Eulenburg an das Regierungskollegium zu Merseburg versetzt und 1848 kam die Beförderung zum Regierungsassessor im Innenministerium. Ab 1850 wurde zu Eulenburg durch den König zum Regierungsrat und dann zum vortragenden Rat ernannt (Innenministerium), ehe er 1852 in den diplomatischen Dienst übertrat, zunächst als Generalkonsul für Belgien in Antwerpen. 1859 erhielt zu Eulenburg die Kammerherrenwürde und wurde als Generalkonsul nach Warschau berufen, trat diese Stelle aber nicht an, weil er im gleichen Zuge nach Asien als Leiter und außerordentlicher Minister der preußischen Ostasien-Expedition (Eulenberg-Mission) versetzt wurde. Diese Position hatte er von 1859 – 1862 inne und schloss Handelsverträge mit China, Siam und Japan und konnte so die Ausweisung preußischer Kaufleute aus Japan verhindern sowie die Beteiligung preußischer Schiffe am Warenhandel zwischen China und Japan erreichen. Erste Station war also Edo, das heutige Tokio, wo nach mehrmonatigen Verhandlungen am 24. Januar 1861 der Freundschafts-, Handels- und Schifffahrtsvertrag zwischen Preußen und Japan unterzeichnet wurde. Dies war die Geburtsstunde der deutsch-japanischen Beziehungen. Es handelte sich um einen sog. ungleichen Vertrag, da er preußische Staatsangehörige auf japanischem Boden bevorteilte, z.B. durch Konsularsgerichtsbarkeit, sowie die japanische Zollautonomie aufhob. Solche Verträge wurden Japan zuvor schon von anderen Großmächten aufgezwungen. Zweite Station war Shanghai in China, wo am 2. September 1861 ebenfalls ein solcher Vertrag geschlossen wurde, wobei die Vorrechte diesmal für alle Mitglieder des Deutschen Zollvereins galten. Dritte Station war Bangkok in Siam, wo am 7. Februar 1862 ein entsprechender Vertrag unterzeichnet wurde, der sowohl für den gesamten Deutschen Zollverein sowie Mecklenburg galt und es Deutschen auch ermöglichte, Land in Siam zu erwerben. Aufgrund dieser Verdienste stieg Friedrich zu Eulenburg am 8. Dezember 1862 zum Preußischen Minister des Inneren unter Otto von Bismarck auf, der sich beim König von Preußen, Wilhelm I., für Eulenburg einsetzte – auf diesem Posten blieb er bis 1878. In diese Zeit seines Wirkens fällt etwa die sogenannte Pressordonnanz von 1863, eine Art verschärfter Pressezensur, oder das Strafverfahren 1866-1868 gegen den liberalen Abgeordneten Karl Twesten, womit die liberale Mehrheit im Abgeordnetenhaus mundtot gemacht werden sollte. Als Preußen nach dem Deutsch-Dänischen Krieg von 1864 und dem Preußisch-Österreichischem Krieg von 1866 viele neue Gebiete erhielt, wurden diese durch Eulenburg in den preußischen Staat eingegliedert und, nachdem sich Bismarck mit den Liberalen wieder verständigt hatte, in ihrem Sinne verwaltungstechnisch modernisiert. 1872 hob zu Eulenburg die ständische Herrschaft auf, so etwa durch Abschaffung der patrimonialen Polizei oder Abschaffung der Zusammensetzung von Kreistagen nach Ständen; fortan wurde der Landrat ein reiner Verwaltungsbeamter. Dies wiederum stieß auf den Widerstand der Konservativen weniger, sodass es anfangs Probleme gab, die Kreisordnung durch das Herrenhaus zu bringen. Es folgten die Provinzialordnung für die östlichen Provinzen (1875) und der Ausbau einer einheitlichen Verwaltungsgerichtsbarkeit, womit die preußische Exekutive erstmals dem Gesetz untergeordnet war. Ebenso wurden Oberverwaltungsgerichte eingeführt, was Preußen zu einem modernen Rechtsstaat machte. Als Friedrich zu Eulenburg 1878 daran ging, auch im Westen die Städte- und Gemeindeordnung neu aufstellen zu wollen, stellte sich Bismarck – der seinen Kurs taktisch wieder neu ausrichtete - gegen Eulenburg, sodass dieser 1878 aufgrund der Kritik an seinen Landreformen vom Amt des Innenministers zurücktrat. Neuer Innenminister wurde sein Neffe, Botho Wendt Graf zu Eulenburg, der noch im gleichen Jahr das Sozialistengesetz ausarbeitete. Friedrich zu Eulenburg starb 1881 in Schöneberg bei Berlin und wurde auf dem Gut seines Neffen Philipp zu Eulenburg im nordbrandenburgischen Liebenberg beerdigt. Eulenburg war nie verheiratet, hatte jedoch als 24-Jähriger ein Verhältnis mit Bertha von Bismarck, aus dem der Sohn Carl Heinrich Bismarck, der später deutscher Konsul wurde, hervorging.
Werke (Auswahl): Zehn Jahre Innerer Politik, 1862-1872: Reden Des Ministers des Inneren Grafen Zu Eulenburg, Berlin, 1872. Ost-Asien 1860-62 in Briefen des Grafen Fritz zu Eulenburg, Berlin, 1900.
Quellen: Ostdeutsche Gedenktage ’65, Bund der Vertriebenen, Bonn, 1964
Born, Karl Erich, "Eulenburg, Friedrich Graf zu" in: Neue Deutsche Biographie 4 (1959), S. 681 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd119178931.html#ndbcontent
Born, Karl Erich, "Eulenburg, Grafen zu" in: Neue Deutsche Biographie 4 (1959), S. 679 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd139764194.html#ndbcontent
Quellen und Forschungen zur Brandenburgischen und Preußischen Geschichte (Band 3): Die Bedeutung des preußischen Innenministers Friedrich Albrecht Graf zu Eulenburg für die Entwicklung Preußens zum Rechtsstaat, Berlin, 1993: https://www.newbooks-services.de/MediaFiles/Texts/2/9783428479092_Excerpt_001.pdf
Die Sinti von Friedrichslohra 1807-1945. Selbstbehauptung versus Antiziganismus. Dissertation, M.A. Barbara Danckwortt, Berlin, 2022, S. 237, URL: https://edoc.hu-berlin.de/server/api/core/bitstreams/b35c2de7-0756-4003-9043-490cc869c405/content
https://ostpreussen.net/2021/03/21/die-familie-zu-eulenburg/
https://oag.jp/books/japanische-impressionen-eines-kaiserlichen-gesandten-karl-von-eisendecher-im-japan-der-meiji-zeit/
https://kulturstiftung.org/biographien/eulenburg-friedrich-albrecht-graf-zu-2
https://japanwissen.info/preussens-weg-nach-japan/
https://gsta.preussischer-kulturbesitz.de/ueber-uns/newsroom/nachrichten/news-detailseite/artikel/2024/09/11/japan-im-umbruch-und-preussen-mittendrin.html
https://www.preussenchronik.de/person_jsp/key=person_friedrich+albrecht+graf+zu_eulenburg.html
https://paz.de/artikel/graf-zu-eulenburg-als-preuszens-weltmacht-ikone-a13652.html
https://www.degruyterbrill.com/document/doi/10.1515/9783110531541-185/html?lang=de&srsltid=AfmBOoqybr-h4ssfkoYCJ_8CWf2Fn2Otpat1jh6oVYaS0HJyB-gdA7NG
https://de.wikipedia.org/wiki/Friedrich_zu_Eulenburg https://de.m.wikipedia.org/wiki/Eulenburg_(Adelsgeschlecht) |