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Historische Kalenderblätter
Alfred Brust – 90. Todestag
September 2024 Schriftsteller
* 15. Juni 1891 in Insterburg † 18. September 1934 in Königsberg Alfred Brust wurde als Sohn des Gustav Brust, seinerzeit Kaufmann und Gastwirt in Coadjuthen, und der Betty geb. Reuter, Tochter eines Gastwirtes, auf der Durchreise der Mutter zu ihren Eltern nach Göttingen in Insterburg geboren. Er wuchs in seinem Heimatort Coadjuthen auf, der nur 3 km von der russischen Grenze im äußersten Nordosten Ostpreußens im Memelland lag. Einige Zeit verbrachte er aber auch bei den Großeltern in Göttingen. In Tilsit ging Brust auf das Gymnasium, brach dieses jedoch in der 11. Klasse ab, um eine kaufmännische Lehre zu absolvieren, die er jedoch ebenso abbrach, um 1911 als Volontär bei der „Tilsiter Zeitung“ anzuheuern. Schon um diese Zeit verfasste Brust erste Dichtungen und Werke, die etwa 1910 im Tilsiter Stadttheater aufgeführt wurden. Anschließend folgte ab 1912 eine Redakteurstätigkeit beim „Annaberger Wochenblatt“ in der gleichnamigen sächsischen Stadt im Erzgebirge. Im 1. Weltkrieg diente er 1915 zunächst als Schreiber, dann ab 1916 als Zensor im Buchprüfungsamt der Presseabteilung des Oberbefehlshabers Ost, zumeist in Kauen (Kaunas) und Wilna (Vilnius). Dort kam er mit dem chassidischen Judentum in Berührung, dessen moralische und spirituelle Werte für ihn als Leuchtturm für den dekadenten Westen standen. So wird etwa in „Der ewige Mensch. Drama in Christo“ (1919), im Schauspiel „Schlacht der Heilande“ (1920) oder im Roman „Die verlorene Erde“ (1926) das Ostjudentum thematisiert, wobei teils auch die ostpreußische Heimat literarisch eingeflochten wird.
Das erste ist ein tiefgründiges expressionistisches Drama, wo es um existenzielle Fragen und den Kampf zwischen Gut und Böse geht. Cordatus, der neue Christus-Mensch durchlebt die Passion und steht dabei im engen Austausch mit dem östlichen Wanderjuden Mausche. Dabei werden verschiedene Glaubens- und Lebensfragen erörtert. Das zweite Stück handelt von der Konfrontation zwischen verschiedenen östlichen und westlichen Glaubenslehren und -haltungen. Der von seinen Trieben nun geläuterte pruzzische Protagonist Alk kehrt aus der Einsiedelei zurück und begegnet auf seiner „Reise“ verschiedenen Volksgruppen (Deutschen, Juden, Russen), denen er als „Ostpreuße“ innerlich und äußerlich überlegen ist, was in der Verbindung mit einer aus taktischen Gründen verheirateten Tochter eines stolzen Ostjuden kulminiert. Das dritte oben erwähnte Werk, welches ebenfalls starken Bezug zu Brusts ostpreußisches Heimat aufweist, hat seinen Ausgang im Konflikt zwischen dem Protagonisten Graf Dagda, einem sauf- und rauflustigen Pruzzen aus dem Memelland und seinem Gegenspieler, dem gottesfürchtigen und pflichtbewussten jüdischen Kleinhändler Asisohn. Ein Streit, in dessen Folge Dagda eine innere Läuterung und Wandlung zum Juden durchlebt. Im Osten hatte Brust u. a. Kontakte zu den Schriftstellern Richard Dehmel und Hugo von Hoffmannsthal, dem Thelogen Florens Christian Rang sowie dem Maler Karl Schmidt-Rottluff. Von November 1918 - 1919 war Brust Mitglied des Soldatenrates in Riga und lebte dann von 1919 bis 1923 als freier Schriftsteller in Heydekrug / Memelland, das damals unter alliierter (französischer) Kontrolle stand. In Heydekrug heiratete Brust die Tochter des Gastwirtes Radetzky: Agnes. Aus dieser Ehe sollten 8 Kinder hervorgehen. Der Alltag dieser großen Familie war von Krankheit und materieller Not geprägt. Als das Memelland Anfang 1923 von den Litauern besetzt wurde, zog Brust nach Cranz, von wo er 1931/1932 weiter nach Königsberg ging. 1929 erhielt Alfred Brust für den Roman „Die verlorene Erde“ den Kleist-Preis zur Förderung aufstrebender Dichter, der auch heute wieder verliehen wird. Im September 1934 starb Alfred Brust verarmt an Tuberkulose, an der er 1928 erkrankt war, in Königsberg. Der früh verstorbene Alfred Brust war ein Erzähler und Lyriker, dessen Dramen expressionistische Einflüsse haben und den Zwiespalt zwischen Triebhaftigkeit und mystischer Spiritualität abbilden. Alfred Brust:
Ich bin (1929): Ich bin nicht der, den alle meinen,
Ich bin ganz anders, als wir sind. Ich scheine nirgends durchzuscheinen. Es kann mir nichts vom Auge weinen. Und dennoch wein ich wie der Wind. Ich habe keine Widersprüche. Ich bin, wie ich nun einmal bin. Ich bin der Magen, bin die Küche. Die unterschiedlichen Gerüche Kennzeichnen nicht den letzten Sinn. Ich bin kein Großer, bin kein Kleiner, So Maß als Winkel gelten nicht. Ich bin kein Schlimmer, bin kein Reiner. Ich bin um euch ein ganz Alleiner. Erdfarben will ich euer Licht. Ich bin, was vordem nicht gewesen: Der tiefste Fall, der höchste Sinn. Ich bin nicht Sanftmut, bin nicht Besen. Nicht Siechtum bin ich, nicht Genesen. Bin Opfer euch: allein — ich bin!
Werke (Auswahl): |