Bernsteinköpfchen "Traut"
Hermann Brachert, 1941

Historisches
Kalenderblatt

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Historische Kalenderblätter

Konrad Biesalski - 190. Todestag

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* 14. November 1868 in Osterode in Ostpreußen  † 28. Januar 1930 in Berlin

 

Konrad Biesalski entstammte einer Beamtenfamilie und wurde im November 1868 in Osterode in Ostpreußen geboren. Die Eltern ermöglichten ihm den Besuch des Internats an der Herzog-Albrecht-Schule in Rastenburg, die damals ein hoch angesehenes königliches Gymnasium war, und das Studium der Medizin in Halle/Saale und Berlin. Nach seiner Promotion 1896 in Leipzig arbeitete er als chirurgischer Assistenzarzt am Städtischen Krankenhaus „Am Urban“ in Berlin und sammelte zwischen 1899 und 1901 Erfahrungen als Kinderarzt an der Kinderklinik der Berliner Charité.

 

Als Schularzt behandelte er viele an Poliomyelitis, Skoliose und Rachitis erkrankte Personen und begann sich intensiv mit der Gesundheitspflege und der Sozialhygiene auseinanderzusetzen. Gleichzeitig kam er als Mitglied im „Freiwilligen Erziehungsbeirat für schulentlassene Waisen“ mit konfessioneller und privater Wohltätigkeit in Berührung.

 

Dies bewegte ihn zu einer systematischen Forschungsarbeit, die mit einer Zählung der in Preußen lebendenden Kinder im schulpflichtigen Alter mit körperlichen Beeinträchtigungen begann. Es ergab sich eine Zahl von etwa 100.000 Betroffenen, die aber nur mit 3.000 Behandlungsbetten rechnen konnten. Mit größtem Eifer begann er die Organisation einer ausreichenden Versorgung der Menschen mit Behinderungen.

 

1906 wurde das erste sogenannte „Heim der Berlin-Brandenburgischen Krüppel- Heil- und Erziehungsanstalt“ mit einer Kapazität von 10 Betten eröffnet. In diesem Vorläufer heutiger Heime für Menschen mit Behinderungen führte Biesalski eine ganzheitliche Behandlung ein, die „nicht einen einzelnen Fuß behandeln soll, sondern den ganzen Menschen“.  Biesalskis Prinzip sah drei Stufen für eine erfolgreiche Rehabilitation vor: 1. Die medizinische Behandlung der körperlichen Beeinträchtigungen, 2. Erziehung und Unterricht der Kinder und 3. die Berufsausbildung zur erfolgreichen Reintegration in das Alltagsleben. Der Erkrankte sollte so vom Almosenempfänger zum Steuerzahler werden, um die Kosten der Allgemeinheit für die Pflege aufzufangen. Um diese Konzeption durchzusetzen, arbeitete Biesalski eng mit Hans Würtz zusammen, welcher die theoretischen Grundlagen aus den von ihm erforschten Disziplinen der Sonderpädagogik und Seelenkunde mit einbrachte. Dieses Konzept fand in der damaligen Fachwelt große Anerkennung und wirkt bis in die heutige Zeit hinein.

 

Bis 1910 entstanden auf diese Weise 80 Heilanstalten. Biesalski rief den sogenannten „Verein für Krüppelfürsorge“ ins Leben und begründete die Vereinszeitschrift zur Bekanntmachung des Vereins. 1911 wurde er für seine wissenschaftlichen Verdienste zum Professor ernannt, lehnte aber um seiner praktischen Arbeit ungestört nachgehen zu können einen Ruf auf den Lehrstuhl für Orthopädie an der Universität Berlin im Jahre 1915 ab.

 

Ein großer Meilenstein wurde sein Einsatz für die Änderung der Fürsorgegesetze im Deutschen Reich. Während des Ersten Weltkrieges setzte er sich für eine funktionierende, leistungsfähige Fürsorge ein, die nach einer Pflegerichtlinie den versehrten Soldaten die rasche Wiedereingliederung ins Arbeitsleben gewährleisten sollte. Nach dem Krieg versuchte er diese Pflegenormen für alle Menschen mit körperlichen Beeinträchtigungen geltend zu machen. Schließlich gelang es ihm 1920 das sogenannte „Preußische Krüppelfürsorgegesetz“ durchzusetzen, das Kindern und Jugendlichen mit körperlichen Einschränkungen rechtlichen Anspruch auf unentgeltliche Behandlung und Ausbildung zusicherte.

 

Bei seinen Bestrebungen fand er in Frau Helene Pintsch, der Gattin des Großindustriellen Oskar Pintsch, eine gutherzige Förderin. Sie und ihr Mann unterstützten Biesalskis Pläne bei der Errichtung einer Zentralforschungsanstalt und Fortbildungsschule in Berlin-Dahlem am Rande des Grunewalds. Ab 1914 erhielt es den Namen Oskar-Helene-Heim und wurde in den folgenden Jahren fortlaufend erweitert. Biesalski leitete das Heim 16 Jahre lang bis zu seinem Tod im Jahr 1930.

 

Bis heute gilt Biesalskis Wirken als Grundstein der modernen Pflege von Menschen mit Behinderungen. Später wurden seine Theorien erweitert, um auch Menschen mit geistigen Einschränkungen in die Fürsorge einzuschließen. Sein Andenken wird durch die Verleihung des Konrad-Biesalski-Preises lebendig gehalten, der von der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und orthopädische Chirurgie verliehen wird. Nach Biesalski wurden zahlreiche Einrichtungen und Wohnheime für Menschen mit Behinderungen benannt.

 

 

 


Verfasser: Andreas Küstner

Abbildungen: Bildarchiv Kulturzentrum Ostpreußen


Die Rechte zur Nutzung der Abbildungen mit dem Text obliegen dem Kulturzentrum Ostpreußen.