Bernsteinköpfchen "Traut"
Hermann Brachert, 1941

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Mai 2025

Franz Ernst Neumann – 130. Todestag


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Historische Kalenderblätter

Franz Ernst Neumann – 130. Todestag

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Mai 2025



Physiker
* 11. September 1798 in Mellin bei Joachimsthal (Uckermark)
† 23. Mai 1895 in Königsberg (Preußen)

Eine Persönlichkeit, die zwar nicht in Ostpreußen geboren wurde, aber dort viele Jahrzehnte wirkte und nicht wegzudenken ist aus der Königsberger Landschaft der großen Wissenschaftler:
Franz Ernst Neumann wurde außerehelich alsSohn des Wirtschaftsverwalters, preußischen Amtmannes und Pächters der Domäne Kl.-Mangelsdorf bei Jerichow, Franz Ernst Neumann, und der geschiedenen Gräfin von Mellin, Wilhelmine geb. von Kahlden, geboren und in der Glambecker Dorfkirche heimlich getauft.
Die ersten Lebensjahre verbrachte er bei den Großeltern väterlicherseits in der Nähe von Berlin und wurde überwiegend von diesen erzogen.
Nachdem der Großvater gestorben war, ging die Großmutter mit Franz Neumann nach Mellin/Joachimsthal, wo sie in ärmlichen Verhältnissen lebten und der kleine Franz auch die Schule besuchte.
Als man seine Begabung erkannte, ermöglichte der Vater dem Jungen im Alter von etwa 9 Jahren den Besuch des unter dem damaligen Direktoren Bernhardi stehenden Friedrichwerdschen Gymnasiums in Berlin.
Neumann wurde in dieser Zeit geprägt durch verschiedene historische Ereignisse, wie den französischen Feldzug gegen Preußen, der mit der Flucht des preußischen Hofes nach Nordostpreußen und dem Frieden von Tilsit 1807 endete, den Russlandfeldzug Napoleons 1812 oder die Befreiungskriege gegen Frankreich von 1813 - 1815.
Vor diesem Hintergrund wuchs er zu einem starken Patrioten heran, und als Napoleon im Frühjahr 1815 von seiner Verbannung auf Elba zurückkam, wieder die Macht in Frankreich übernahm und es in Europa erneut zu einem großen Krieg kam, meldete sich Neumann– noch im jugendlichen Alter von 16 Jahren – als freiwilliger Jäger unter Lieutenant v. Bagensky im Colberger Regiment, wo er bei der Schlacht von Ligny (in Wallonien/Belgien) am 16. Juni 1815 schwere Verletzungen am Gesicht erlitt.
Nach seiner Genesung kehrte er wieder an das Gymnasium zurück und schloss es 1817 mit der Reifeprüfung ab.
Noch im gleichen Jahr ließ er sich gemäß dem Wunsch seines Vaters in Berlin an der Theologischen Fakultät immatrikulieren. Wichtige Lehrer waren hierbei die Theologen Friedrich Schleiermacher sowie August Neander.
Neumann wechselte kurze Zeit später an die Universität Jena, wo er auch mathematische Vorlesungen besuchte, war dort aber mit den Vorlesungen nicht zufrieden.
Anlass, Jena zu verlassen, war der Mord des Jenaer Burschenschaftlers Karl Ludwig Sand an August von Kotzebue.
So kam er 1819 wieder nach Berlin, um Naturwissenschaften, insbesondere Mineralogie unter Christian Samuel Weiß zu studieren, der eine große Wirkung auf ihn hatte.
Erste wissenschaftliche Abhandlungen verfasste Neumann im Bereich der Kristallonomie (Beiträge zur Kristallonomie, 1823), in denen es um die mathematische Berechnung von Kristallprojektionen ging.
Er hielt zwischen zwsichen 1823 – 1824 Vorträge über Mineralogie vor anderen Wissenschaftlern, wie etwa dem Geologen Leopold von Buch, der Neumann sogar ein Honorar überwies, das dieser für eine Studienreise ins Riesengebirge nutzte, von der er zeitlebens schwärmte und später immer wieder an den Ort zurückkehrte. Außerdem war Neumann als Assistent am Mineralogischen Institut tätig und beschäfigte sich in seiner Freizeit mit Mathematik, insbesondere mit den Abhandlungen von Joseph Fourier, was ihm später das Tor zur theoretischen Physik eröffnete.
Am 16. März 1826 wurde Neumann in Berlin über das mineralogische Thema „De lege zonarum, principio evolutionis systematum crystalinorum“ promoviert, nachdem eine bereits 1825 eingereichte Doktorarbeit mit mathematischem Schwerpunkt beim Prüfer Enno Dirksen geringeren Anklang gefunden hatte.
Im Herbst 1826 erfolgte die Übersiedlung nach Königsberg als Privatdozent, wo ihm die philosophische Fakultät der Universität Königsberg „die Habilitationsacte erließ“ und Neumann so die Mineralogie-Vorlesungen von Carl Gottfried Hagen übernehmen konnte. 1828 wurde er außerordentlicher Professor und auf Fürsprache Friedrich Wilhelm Bessels 1829 auch ordentlicher Professorim Fach Physik und Mineralogie.
Bezogen sich die Forschungen und Vorlesungen anfänglich noch mehr auf Mineralogie und Physik zugleich, setzte Neumann später den Schwerpunkt immer mehr Richtung theoretischer Physik (Physik der Erde, physikalische Eigenschaften von Materialien, ab 1830 alle Teile der theoretischen Physik).
Alles in allem gingen die Untersuchungen von der Kristallographie und Mineralogie (thermische Eigenschaften verschiedener Kristalle und Minerale; Neumannsches Prinzip), über die Wellentheorie des Lichts (Neumanns Theorie der Doppelbrechung) bis hin zu Forschungen im Bereich des Elektromagnetismus (Entwicklung einer allg. Theorie der Induktionsströme geschlossener Stromkreise).
1830 heiratete Franz Neumann die Tochter Florentine des Apothekers Carl Gottfried Hagen.
Aus dieser Ehe gingen vier Söhne und eine Tochter hervor.
Nachdem Florentine bereits 1838 verstorben war, heiratete Neumann 1843 deren Cousine, Wilhelma Kunigunde geb. Hagen, Tochter des Regierungs- und Konsistorialrates, Friedrich Ludwig Hagen. Diese Ehe blieb kinderlos.
1833 wurde er korrespondierendes Mitglied der Akademie der Wissenschaften zu Berlin und fünf Jahre später auch derjenigen zu St. Petersburg.
1834 gründete er zusammen mit dem Mathematiker Carl Gustav Jacob Jacobi an der Albertus-Universität das Königsberger mathematisch-physikalische Seminar, an dem Physikstudenten unter Anleitung zum Zwecke der Ableitung mathematischer Gesetzmäßigkeiten aus den dabei gemachten Beobachtungen praktisch experimentierten. Studenten dieses Seminars waren der Physiker Gustav Robert Kirchhoff, der Mathematiker David Hilbert, der Physiker Emil Wiechert, der Mathematiker Arnold Sommerfeld sowie der Mathematiker Hermann Minkowski.
1843/1844 war Neumann Rektor der Albertus-Universität.
Da die Universität damals noch kein eigenes physikalisches Laboratorium besaß, kaufte Neumann kurzerhand 1847 aus Mittelneiner Erbschaft ein Haus auf dem Hintertragheim, das er überwiegend den Studierenden zur Verfügung stellte.
Neumann betrieb die Wissenschaft aus tiefer Überzeugung und echtem Interesse und weniger mit dem Ziel, seine Forschungsergebnisse unmittelbar zu veröffentlichen, deshalb sind manche seiner Entdeckungen erstdurch die Arbeiten seiner Schüler und die Vorlesungen erst später in gedruckter Fassung weiteren Kreisen zugänglich gemacht worden, wie z. B.
Vorlesungen über die Theorie des Magnetismus (Karl Gottfried Neumann, Leipzig, 1881),
Einleitung in die theoretische Physik (Pape, Leipzig, 1883) oder etwa Vorlesungen über elektrische Ströme (von der Mühll, Leipzig, 1884).
1876 erfolgte nach rund 50 Jahren Lehrtätigkeit in Königsberg nicht nur die Emeritierung, sondern auch anläßlich des 50. jährigem Doktorjubiläums die Gründung der Franz-Neumann-Stipendium-Stiftung, die heute als Teil der Stiftung Königsberg aus ihrem Sondervermögen jährlich den Franz-Neumann-Preis für herausragende wissenschaftliche Arbeiten im Rahmen des „Jugend-forscht“-Landeswettbewerbs in Brandenburg verleiht.
Franz Neumann erhielt zahlreiche Auszeichnungen und Ehrungen, wie z. B.  den Ehrendoktortitel der Albertus-Universität Königsberg (Dr. med. honoris causa; 1844), den Orden pourle Mérite für Wissenschaften und Künste (1860), den Maximilians-Orden für Wissenschaft und Kunst (1872), die Copley-Medaille der Royal Society (1887), den preußischen Kronen-Orden I. Klasse mit Stern (1888), die Ernennung durch Kaiser Wilhelm II. zum „Wirklichen Geheimen Rath mit dem Prädikat Excellenz“ (1889) und viele andere mehr.
Noch im hohen Alter konnte sich Franz Neumann wissenschaftlich beschäftigen und längere Spaziergänge unternehmen, bevor er am 23. Mai 1895 in Königsberg im Alter von 97 Jahren starb und auf dem sog. Gelehrtenfriedhof bei der Sternwarte beerdigt wurde.
Neumann gilt als Begründer der Mathematischen bzw. Theoretischen Physik in Deutschland. Seine Erkenntnisse finden auch heute noch Anwendung, so etwa bei der Entspiegelung von Brillen oder beim Einsatz von Polarisationsfiltern in der Fotografie.
1965 wurde ein 800 Meter hoher Berg auf einem Ausläufer der Antarktischen Halbinsel als sog. „Neumann Peak“ nach Franz Ernst Neumann benannt, weil er seinerzeit bedeutende Beiträge zur Wärmeleitfähigkeit von Eis erbracht hatte.
Im Jahr 1999 wurde im nicht mehr existierenden Vorwerk Mellin nahe der Stadt Joachimsthal durch den Denkmalverein Glambeck eine Gedenkstätte zu Ehren Neumanns errichtet.
Der Nachlass Franz Ernst Neumanns ist heute Teil der Niedersächsischen Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen.

Werke (Auswahl):
Beiträge zur Kristallonomie, Berlin/Posen, 1823.
Untersuchung über die spezifische Wärme der Mineralien, Königsberg, 1831.
Theorie der doppelten Strahlenbrechung abgeleitet aus den Gleichungen der Mechanik, Königsberg, 1831.
Allgemeine Gesetze der induzierten elektrischen Ströme, Berlin, 1845.
Über ein allgemeines Princip der mathematischen Theorie inducierter elektrischer Ströme, Berlin, 1848.
Vorlesungen über mathematische Physik, Leipzig, 1881 – 1894. (7 Bände)
Gesammelte Werk, Leipzig, 1906 – 1928. (3 Bände)

Von seinen Schülern herausgegebene Werke:
Karl Gottfried Neumann (Hg.): Vorlesungen über die Theorie des Magnetismus, Leipzig, 1881.
Pape (Hg.): Einleitung in die theoretische Physik, Leipzig, 1883.
Von der Mühll (Hg.): Vorlesungen über elektrische Ströme, Leipzig, 1884.
Dorn (Hg.): Vorlesungen über theoretische Optik, Leipzig, 1885.
O. E. Meyer (Hg.): Vorlesungen über die Theorie der Elasticität, Leipzig, 1885.
Karl Gustav Neumann (Hg.): Vorlesungen über die Theorie des Potentials und der Kugelfunktionen, Leipzig, 1887.
Wangerin (Hg.): Vorlesungen über die Kapillarität, Leipzig, 1894.

Quellen:
Franz Neumann – Ein Beitrag zur Geschichte deutscher Wissenschaft, Leipzig, 1896.
https://www.deutsche-biographie.de/pnd118786008.html#ndbcontent
https://kulturstiftung.org/biographien/neumann-franz-ernst-2
https://de.wikisource.org/wiki/ADB:Neumann,_Franz
https://www.chemie.de/lexikon/Franz_Ernst_Neumann.html
https://www.math.berlin/orte/gedenkstaette_franz-ernst-neumann.html
https://www.digitale-sammlungen.de/de/details/bsb11029240
http://stiftung-koenigsberg.de/
https://www.deutsches-stiftungszentrum.de/stiftungen/stiftung-koenigsberg
https://www.orden-pourlemerite.de/mitglieder/franz-ernst-neumann